muetzenfalterin<p><strong>(14)</strong></p><p><span><span>Manchmal schreibe ich jetzt wieder einen dieser 100 Wort Texte. Ich schreibe mit der festen Überzeugung, dass mir nichts einfallen wird, dass das Blatt leer bleiben wird. Aber dann kommen doch Buchstaben zum Vorschein, es entstehen Sätze und am Ende bin ich nicht selten überrascht von der Aussage, der Essenz, die sich da vor mir entfaltet hat. Da war also etwas in mir, eine Weisheit, von der ich nicht wusste. Vielleicht schreiben wir allgemein deshalb, um herauszufinden, was wir wissen. Vielleicht schreiben wir gegen unsere Hilflosigkeit und Ohnmacht an. Elke Erb sagt in den <a href="https://www.starfruit-publications.de/buecher/elke-erb" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank">Gesprächen</a> mit Manfred Rothenberger, dass sie irgendwann entschieden habe, keine Nachrichten mehr zu hören, dass sie die Verbindung mit der Welt aufgekündigt habe. Ihr Hirn sei nicht für diese Botschaften gemacht. Und eigentlich sei kein Hirn dafür gemacht. </span></span></p><p><span><span>Vielleicht weil ich gerade dabei bin die Geduld wieder zu lernen, mir beizubringen, geduldig zu sein, die Dinge langsam und sorgfältig zu tun, vielleicht deswegen hat mich gerade Asta Grötings „Wolf and Dog“ so fasziniert. Ich hätte noch ewig dort sitzen können, um mir anzusehen wie Hündin und Wolf miteinander kommunizieren. Aufgenommen hat Gröting die Tiere mit einer Ultrahochgeschwindigkeitskamera, abgespielt wurde der Film in einer extremen Verlangsamung. Und allein diese Entschleunigung sorgt dafür, dass die Begegnung, die ich da sehe eine ungeheure Schönheit, Spannung und Dramatik erhält. </span></span></p><p><span><span>Die Gurken und der Salat wuchern, bald werde ich sie aussetzen, ich warte nur noch die Eisheiligen ab. Aber die Keimlinge der Stockrosen sind noch immer mickrig und machen mir Sorgen. Nur 6 von 24 eingesetzten Samen sind überhaupt gekeimt. Ich wäre gerne wie die Gurken, groß und grün und widerstandsfähig. Aber ich bin eher wie die Stockrosen, empfindlich, klein, bedroht. </span></span></p><p><span><span>Alles was ich anfangen will, was ich schreiben, formen und formulieren will, gleitet mir aus der Hand. Es fällt mir schwer mich zu konzentrieren. Noch schwerer fällt es mir, mir selbst etwas zuzutrauen. Es ist ein altes Thema und es erwischt mich immer wieder neu. Dann entdecke ich in der Bibliothek ein Buch:<a href="https://www.leykamverlag.at/produkt/wechselhafte-jahre/" rel="nofollow noopener noreferrer" target="_blank"> „Wechselhafte Jahre“</a> Schriftstellerinnen übers Älterwerden, herausgegeben von Bettina Balàka. Ich lese und bin plötzlich nicht mehr allein mit meiner tief verwurzelten Minderwertigkeit. Katrin Seddig schreibt in ihrem klugen Essay, sie habe sich als im Osten sozialisierte Frau stets für gleichberechtigt gehalten. „Ich war eine durch Geburt in der DDR dem Mann bereits gleichgestellte Frau. Es kam der Tag, da fiel dieser sehr durchsichtige Schleier von mir ab, ich saß auf der Kante meines Bettes und ich sah es endlich ein, dass ich immer nur ein Mädchen gewesen war und später eine Frau. Das Wissen um dieses „Nur“ war tief in mir verwurzelt, es gehörte nicht zu mir, es haftet mir nicht an, es <i>war</i> ich. Ich war <i>nur</i>, nicht nur nicht gleichgestellt, sondern minderwertig durch Geburt. Ich hatte nie darüber nachdenken müssen, weil dieses Wissen mich ausmachte.“</span></span></p><p><span><span>Dieses Denken und das ständige wieder dagegen ankämpfen, mir bewusst machen, dass mein Hadern, mein Zögern, mein Zweifeln sein dürfen, das sie Ausdruck finden dürfen, ohne dass ich mich darin erschöpfe, das ist vielleicht mein verzögertes und ständig bedrohtes Wachstum. Das, was mich mit den Stockrosen verbindet. Aber ich bin fest entschlossen sie durchzubringen, dann werden sie im nächsten Jahr in allen Farben blühen und vielleicht werde ich mit ihnen durchhalten und blühen. </span></span></p><p><a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/asta-groeting/" target="_blank">#AstaGröting</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/bettina-balaka/" target="_blank">#BettinaBalàka</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/elke-erb/" target="_blank">#ElkeErb</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/manfred-rothenberger/" target="_blank">#ManfredRothenberger</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/minderwertigkeit/" target="_blank">#Minderwertigkeit</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/stockrosen/" target="_blank">#Stockrosen</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/wolf-and-dog/" target="_blank">#WolfAndDog</a> <a rel="nofollow noopener noreferrer" class="hashtag u-tag u-category" href="https://muetzenfalterin.blogda.ch/tag/zweifel/" target="_blank">#Zweifel</a></p>